"Nachdem seit längerer Zeit eine Anzahl junger Leute durch regelmäßigen Besuch des Nachbarturnverein Ebhausen Interesse am Turnen gezeigt haben, wurde für den 20. Dezember 1910 im Auftrag der Turner eine Versammlung im Gasthaus Z. Sonne von Herrn Albert Riderer, II. Gauturnwart Ebhausen einberufen, wozu jedermann freundlich eingeladen wurde. Die Versammlung sollte den Zweck haben, hier einen Turnverein zu gründen."

Überaus nüchtern und sachlich im Ton beginnt das Protokoll der Gründungsversammlung des Turnverein Rohrdorf. Den Verantwortlichen des neuen Vereins muss bewusst gewesen sein, dass die Etablierung eines Turnvereins keine leichte Aufgabe werden würde. Da die Rohrdorfer Turnfreunde keine eigenen Turngeräte hatten und ihnen auch kein für Turnübungen geeigneter Raum zur Verfügung stand, wurde in der Gründungsversammlung beschlossen, vorerst das Angebot des Turnverein Ebhausen anzunehmen und die dort vorhandenen Sportgeräte und Räumlichkeiten zu nutzen. Das war in der Deutschen Turnerschaft nicht ungewöhnlich. Neugründungen von Turnvereinen wurden in der Regel von bereits etablierten Vereinen unterstützt und die neuen Turnvereine blieben oft mit dem Patenverein verbunden, bis die sportlichen und finanziellen Vorsetzungen für eine gesicherte Eigenständigkeit geschaffen waren.

Auf der ersten Vollversammlung des neuen Vereins, die am 25. Juni 1911 stattfand, wurde Gottlob Reichert zum 1. Vorstand gewählt, Xaver Bareis als Kassier und Hermann Sitzler als Schriftführer ergänzten die Vorstandschaft. Obwohl die Aufnahme in den Nagoldturngau die Bedeutung des Turnvereins aufwertete, äußerte sich die Vorstandschaft in den folgenden Jahren immer wieder enttäuscht darüber, dass die Arbeit des Vereins in der Gemeinde Rohrdorf nicht gebührend gewürdigt wurde.

Der 1. Weltkrieg unterbrach die Geschichte des Turnverein Rohrdorf. Für viereinhalb Jahre – von August 1914 bis zur Generalversammlung am 12. März 1919 ruhten die Vereinsgeschäfte. Dass die Gründungsväter in den Vorkriegsjahren – unter nicht immer einfachen Umständen – gute Arbeit geleistet hatten, wurde nach Ende des Krieges deutlich. Als ein solide geführter, in den regionalen Sportverbänden verankerter Verein – mit einem Guthaben von 1,34 Mark in der Vereinskasse – konnte der Turnbetrieb nach der Generalversammlung vom 12. März 1919 problemlos wieder aufgenommen werden. Die Zeiten hatten sich geändert und schon während der Versammlung meldeten sich eine "stattliche Anzahl junger Leute, die sich der Turnsache widmen und dem Verein beitreten möchten." Die erste Nachkriegsversammlung endete voller Optimismus. Das Protokoll vermerkte zum Anschluss: "Die Anwesenden versprachen, die Turnstunden regelmäßig zu besuchen und so den Verein wieder auf die Höhe wie vor dem Kriege zu bringen." Und tatsächlich sollte der Turnverein Rohrdorf seine eigenen goldenen Zwanziger Jahre erleben. Dabei waren die Probleme und Hindernisse, die die Entwicklung des Vereins in den Anfangsjahren behindert hatten, weiterhin vorhanden: Die Ausstattung mit Turngeräten war dürftig und die Rohrdorfer Turner hatten keinen geeigneten Raum für die Übungsstunden während der kalten Jahreszeit und zur Unterbringung der Turngeräte. So mussten die Turnfreunde wieder den von der Gemeinde bereitgestellten Raum im Rohrdorfer Rathaus beziehen. Der Gemeinderat erklärte sich bereit, im Übungsraum im Rathaus elektrisches Licht zu installieren – und reagierte auf den angesprochenen Turnhallenbau auf den ersten Blick außerordentlich großzügig. Dem Turnverein wurde ein Betrag von M. 1000 (tausend Mark) zugesichert - zahlbar nach Errichtung der Turnhalle! Selbstverständlich war den Rohrdorfer Gemeindevertretern bekannt, dass der Turnverein, den Bau einer Turnhalle nicht aus eigenen Mitteln finanzieren konnte. Was bedeutete, dass der Turnverein nie in der Lage sein würde, die zugesicherten 1000 Mark einzufordern.Ein weiterer Versuch ihrem Verein eine Heimstätte zu schaffen, war eine vom Turnverein organisierte Sammlung zur Unterstützung des Turnhallenbaus. Die 520 Mark, die die Rohrdorfer Bürger gespendet hatten, wurden auf einem Sparkonto der Sparkasse Nagold angelegt. Wenige Monate später musste der Plan eines Sporthallenbaus endgültig aufgegeben werden. "Da an die Erstellung einer Turnhalle bei den heutigen enormen Preisen für alle Baumaterialien in absehbarer Zeit nicht gedacht werden kann, brachte der Vorstand zum Vorschlag, den Turnhallenbaufond zur Anschaffung eines Turnpferdes zu verwenden. Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung." Den Rohrdorfer Turnfreunden blieb nicht viel Zeit dieser verpassten Gelegenheit nachzutrauern. Es galt, die bis dahin ehrgeizigste Veranstaltung des Turnvereins Rohrdorf zu organisieren: das erste Rohrdorfer Wettkampf- und Schauturnen am 26. September 1920. Dieses Turnfest wurde trotz des schlechten Wetters zu einem "Glanzpunkt in der Geschichte des Rohrdorfer Turnvereins." Der Berichterstatter des "Gesellschafters" vermittelt in seinem Artikel einen anschaulichen Eindruck:

"Gegen 2 Uhr zogen in erfreulicher Weise die hiesigen Vereine, Radfahrverein, Kriegerverein und Gesangverein mit ihren Fahnen, mit der Turnerschar auf den
Gemeindeplatz am alten Fabrikweg, der sich als Festplatz nicht übel eignet. Die Gündringer Musikkapelle schritt dem Zug voran. Einem Begrüßungschor des Liederkranzes folgten sogleich die turnerischen Vorführungen."

Der Berichterstatter zeigte sich beeindruckt von dem hohen Niveau der turnerischen Leistungen und auch die Zuschauer würdigten die Vorführungen mit reichlich Beifall. Als dann noch eine Gruppe Turner aus Nagold eintraf, wurde spontan ein Vereinswettkampf ausgetragen. Nach den Wettkämpfen und Preisverleihungen marschierten "die Vereine wieder in geschlossenem Zug in den Ort", wo eine Kapelle zum Tanz aufspielte. Abschließend schrieb der Berichterstatter: "Das 1. Turnfest ist gut verlaufen; es hat dem Verein sicher nur genützt und ihm manchen neuen Gönner zugeführt." Nur wenige Monate später stand mit dem 10-jährigen Stiftungsfest des Turnverein Rohrdorf ein weiteres Großereignis an. Die Vorstandschaft hatte "Freunde und Gönner der deutschen Turnsache" am 6. Februar
1921 ins Gasthaus zur Sonne geladen. Der "Gesellschafter" schildert die Atmosphäre
dieses Abends:"

Man musste sich bald auf die Füße gemacht haben, wenn man bei der 10-jährigen
Stiftungsfeier des Turnvereins ein, auch nur halbwegs aussichtsmögliches Plätzchen
sich erwerben wollte. So vollgepfropft war die Sonne. Und doch ging keines unbefriedigt
heim. Rechnet man schon auf solchen Massenbesuch, oder wollten die Turner ihre Höchstleistungsfähigkeit diesmal in besonderem Licht erstrahlen lassen?
Geboten wurde fast zu viel!
"Einer Huldigung an Turnvater Jahn … folgten in vorzüglicher Reihe: Stabübungen,
Flaggenreigen, Marmorgruppen, Pyramiden, Pferdturnen, Solis, Duetts und Terzetts
und Musikstücke. Aug und Ohr hatten wahrlich große Aufgaben zu bewältigen, um all
die wirklich guten Genüsse aufzunehmen. Nur die Sonne selbst, dieser einzige "Festwirtschaftsplanet", auf dem man sich zusammendrängte, reckte und streckte,
verbreitete zu viel Wärme, und so musste man wohl oder übel im Schweiß des Angesichtes
das vortreffliche Programm bewundern, dessen ganze Zusammensetzung und schneidige Durchführung jeder großen Bühne Ehre eingetragen hätte."

An diesem Abend feierte auch die Theaterspielgruppe des Turnvereins ihre Premiere.
Die Posse Pappenheimer Landsturm und der Einakter Der verhaftete Turnverein trugen
den Schauspielern viel Beifall ein. Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts war der Turnverein zu einer festen Größe im Rohrdorfer Gemeindeleben geworden. Als Teilnehmer an den zahlreichen Turnfesten des Nagoldgaus wurden die Turnfreunde zu würdigen und respektierten Vertretern der Gemeinde Rohrdorf in der Region.
Am 2. Juni 1926 hatte der Turnverein Rohrdorf die Ehre, den ersten Schülergauturntag
des Nagoldgaus auszurichten. Über 200 Vereinsvertreter aus der gesamten
Region waren zu Gast und 135 junge Turner aus Altensteig, Altburg, Ulzenberg, Calw,
Ebhausen, Haiterbach, Horb, Nagold und Wildberg nahmen an den Wettkämpfen teil.
Ein letzter Höhepunkt in der Geschichte des Turnvereins war die Teilnahme einer Vereinsriege am 15. Deutschen Turnfest, das vom 26. bis 31. Juli 1933 in Stuttgart stattfand. Im Frühjahr 1934 endete das erste Kapitel der Geschichte des Turnverein Rohrdorf mit der Eingliederung in den deutschen Reichsbund für Leibesübungen.

Das zweite Kapitel in der Geschichte des Vereinssports in Rohrdorf beginnt schon zwei Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Im Mai 1947 wurde der Nachfolger des Turnvereins unter dem Namen "Sport-Verein Rohrdorf" gegründet. Bei der Gründungsversammlung im Gasthaus zum
Ochsen war kein Mitglied des ehemaligen Turnvereins anwesend.
Der Verein war ein Feldhandballklub - eine Sportart, die schon Anfang der 30er Jahre von Jugendlichen des Turnvereins gespielt wurde. Der neue Sportverein erbte zunächst
einmal das größte Problem des ehemaligen Turnvereins: Es gab keinen Sportplatz!
Das Spielfeld, das der Turnverein einst von der Schwarzwälder Tuchfabrik gepachtet hatte, stand nicht zur Verfügung, da auf dem Platz Gemüsebeete angelegt worden waren.
Im Januar 1948 war die Sportplatzfrage in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung
so weit geregelt, dass die Generalversammlung beschließen konnte, den Sportplatz in Gemeinschaftsarbeit "herzurichten, damit er in der nächsten Spielrunde benützt werden kann."
Nachdem der Verein in der ersten Feldhandball - Spielzeit einige deftige Niederlagen
einstecken musste, konnten in den folgenden Spielrunden einige viel versprechende
Erfolge verbucht werden.

Doch bevor sich der Klub und das Feldhandballspiel einen dauerhaften Platz in Rohrdorf erspielt hatten, geriet der Verein in eine Krise.Einige der aktiven Handballspieler mussten
ihr sportliches Engagement wegen familiärer und beruflicher Verpflichtungen einschränken,
was schließlich dazu führte, dass die aktiven Mannschaften aus dem Spielbetrieb zurückgezogen werden mussten. Im Frühjahr 1952 brach der Verein schließlich auseinander und es sollte bis 1966 dauern, bis der TSV Rohrdorf das Erbe der Turn- und Sportvereine antreten würde. Trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen der Sportverein entstanden ist, haben die Handballfreunde in den wenigen Jahren seines Bestehens sehr viel für das Gemeinwohl in der Gemeinde Rohrdorf getan. Die Theatertradition des TV Rohrdorf wurde erneuert, das Gemeindeleben durch verschiedene Feste und Feier bereichert und die
regelmäßig vom Verein organisierten Wanderungen boten ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis.

Auf Anregung verschiedener Sportfreunde war es Ernst Haar, der 1966 die Initiative
ergriff und für den 18. Juni zur Gründungsversammlung eines Turn- und Sportverein Rohrdorf ins frühere Vereinslokal Ochsen einlud. Das Interesse war überwältigend und die Freude groß, dass Rohrdorf endlich einen Fußballklub hatte. Es war geplant, dass andere Sportarten
nach Nachfrage und räumlichen Möglichkeiten hinzukommen sollten.

In den ersten Jahren stand auch für den TSV die leidige "Sportplatzfrage" im Mittelpunkt.
Eine Holzhütte diente vorerst als Vereinsheim. Selbstverständlich gab es in dieser Baracke keine sanitären Anlagen und so mussten Nebenräume des Gasthaus Hirsch als Spielerkabinen genutzt werden. Der 1973 in die Wege geleitete Sportplatzbau war der erste Schritt zum Aufbau von Strukturen, die für jeden Sportverein unerlässlich sind.

stehend v.l.: Günther Latzel, Walter Reiff, Jörg Knöller, Bernhard Latzel, Karl-Heinz Bühler, Günther Brenner, Peter Rennert, Trainer: Jupp Wandhöfer; kniend v.l.: Hans Seeger, Werner Mayer, Ernst Saier, Rudi Theurer, Helmut Borncki

Am 18. April 1978 wurde mit dem Bau des Sportheims begonnen. Es machte sich im
wahrsten Sinn des Wortes bezahlt, dass im Rohrdorfer Rathaus ein Bürgermeister und
eine Gemeindevertretung saßen, die dem TSV wohlgesonnen waren und natürlich
wussten, dass ein Fußballverein ein ausgezeichneter Werbeträger für die Gemeinde
sein kann. Durch einen Gemeindezuschuss von 140.000 DM konnte die Zinsbelastung des vom TSV aufgenommenen Kredits in Grenzen gehalten werden. Viel Geld für einen Sportverein – aber wenn die unbezahlten Arbeitsstunden, die die Mitglieder des TSV über die
Jahre hinweg als Eigenleistung erbrachten dagegen gerechnet werden, kommt mindestens
eine vergleichbare Summe zusammen.

Die Einweihung des Sportheims und des neuangelegten Sportplatzes am 12. Juli 1981 wurde zu einem Dorffest an das sich viele Rohrdorfer und alle damaligen Vereinsmitglieder noch gerne erinnern.Mit dem Beschluss der Vorstandschaft des TSV Rohrdorf, das Sportheim durch einen einstöckigen Anbau zu erweitern, wurden die Weichen für die Erhöhung der Attraktivität des TSV Rohrdorf gestellt. Geplant sind neue Kabinen für Spieler und Schiedsrichter, moderne sanitäre Anlagen und mehrere Abstellräume, sodass der in den 70er Jahren erbaute Kabinentrakt saniert werden kann. Durch den Bau einer großen Terrasse für die Sportgaststätte wird der Freizeitwert des Standorts am Hosenbändel weiter erhöht.
Vor allem aber die geplante Einrichtung einer Geschäftsstelle bedeutet für den Verein einen großen Schritt in Richtung Zukunft. Endlich wird ein Büro zur Verfügung stehen in dem alle vereinsinternen Unterlagen und Dokumente zentral und jederzeit zugänglich aufbewahrt werden können

Im sportlichen Bereich sieht die Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung
nicht so gut aus. Schon heute ist beim TSV Rohrdorf ein Rückgang der Jugendspielerzahlen
zu erkennen. Mit vier Jugendmannschaften steht der TSV zwar noch nominell gut da, aber das Bild täuscht. Von der D- bis zur B-Jugend gibt es keinen einzigen Spieler, der den TSV Rohrdorf - auch als Gastspieler bei anderen Vereinen - vertritt. In der A-Jugend hat man aus Spielermangel eine Spielgemeinschaft mit Wart- Ebershardt begonnen, die seit einem Jahr
hervorragend funktioniert.
Um Kindern und Jugendlichen in Rohrdorf weiterhin die Möglichkeit zu bieten, in einem Verein Fußball zu spielen, wird sich der TSV in den nächsten Jahren mit Vereinen der umliegenden Gemeinden zu Spielgemeinschaften zusammenschließen müssen.
Da wir im Aktivenbereich momentan eine sehr junge Mannschaft besitzen, wird sich dieser Mangel hier nicht so schnell zeigen, aber in den nächsten 10 Jahren kommt auf die Vorstandschaft eine schwere Aufgabe zu, die es zu lösen gilt.
Trotz all dieser Herausforderungen kann der TSV Rohrdorf positiv in die Zukunft schauen, da die Anzahl derer, die sich im Vereinsleben engagieren in den letzten Jahren doch beachtlich gestiegen ist und das ist eine Grundlage für die kommenden 100 Jahre, welche der TSV Rohrdorf sicherlich noch erleben wird. 

 

Mit den Aushubarbeiten für den Anbau wurde am 27.08.2009 begonnen. Da die gesamte Erweiterung in Eigenarbeit erstellt werden soll, wurde die Bauzeit auf vier Jahre festgelegt, sodass hoffentlich im Jahr 2013 die Einweihung der Sportheimerweiterung gefeiert werden kann. Am 13.08.2010 wurde der erste Meilenstein, das Fundament, von unserem Baubeauftragten Bernd Arras und Jonas Stahl eingebracht. Wenn die Bauarbeiten so weiter
laufen und die freiwilligen Helfer - wie bisher - so zahlreich erscheinen, kann der Anbau zu geplanten Termin abgeschlossen werden.